Kohlenstoffzyklus verstehen: Der Schlüssel zum effektiven Carbon Footprint Management

Einleitung


Der Klimawandel zwingt Unternehmen dazu, ihre CO₂-Emissionen zu verstehen, zu reduzieren und transparent zu kommunizieren. Ein zentrales Konzept dafür ist der Kohlenstoffzyklus. Während in der Natur und bei erneuerbaren Energien ein geschlossener Kreislauf entsteht, führt die Nutzung fossiler Brennstoffe zu einer „Kohlenstoff-Einbahnstraße“ – mit langfristigen Folgen für Klima und Gesellschaft.

Der natürliche Kohlenstoffkreislauf

Der Kohlenstoffkreislauf in der Natur ist ein geschlossener Kreislauf. Pflanzen binden CO₂ durch Photosynthese und speichern es in Biomasse. Tiere und Menschen nehmen die Pflanzen als Nahrung auf und geben das CO₂ durch Atmung wieder in die Atmosphäre ab. Abgestorbene Pflanzen und Tiere werden von Mikroorganismen zersetzt, wobei der gespeicherte Kohlenstoff wieder als CO₂ freigesetzt wird. Die Menge an aufgenommenem und abgegebenem CO₂ ist im Gleichgewicht – es entsteht keine Netto-Anreicherung in der Atmosphäre.

Schematische Darstellung eines geschlossenen Kohlenstoffkreislaufs zwischen Atmosphäre, Nahrung und Workout

Auch bei der Nutzung erneuerbarer Energien (z. B. in Form von Holz) bleibt der Kreislauf erhalten, da das freigesetzte CO₂ zuvor aus der Atmosphäre gebunden wurde. Bei manchen erneuerbaren Energien wie z. B. Photovoltaik oder Windenergie wird erst gar kein CO₂ in die Atmosphäre abgegeben. Der Kohlenstoffkreislauf in der Natur sorgt dafür, dass die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre stabil bleibt.

Die fossile Einbahnstraße

Anders verhält es sich mit Energieträgern aus fossilen Quellen wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Hier wird Kohlenstoff freigesetzt, der über Millionen Jahre in der Erde gespeichert war. Dieser Kohlenstoff gelangt in kürzester Zeit in die Atmosphäre und nimmt an dem natürlichen Kohlenstoffkreislauf mit Teil. Ein natürlicher Rückweg in die unterirdischen Lagerstätten, aus denen er stammt, existiert praktisch nicht. Er führt deshalb zu einer dauerhaften Anreicherung entlang des gesamten Kohlenstoffzyklus in der Natur. Das Gleichgewicht ist gestört, dies wird hier „Kohlenstoff-Einbahnstraße“ genannt. Die natürlichen CO₂-Senken (Ozeane, Wälder, Böden) können diese zusätzlichen Mengen nicht vollständig und dauerhaft aufnehmen. Die Folge sind steigende CO₂-Konzentrationen in der Atmosphäre, in den Merren usw., die den Klimawandel und andere Umweltschäden verstärken.

Product Carbon Footprint und Corporate Carbon Footprint – Standards im Überblick

Um Treibhausgasemissionen zu messen und zu managen, gibt es etablierte Standards mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Wahl des richtigen Standards hängt von Ihren spezifischen Zielen und Anforderungen ab.

  • GHG Protocol: Der De-facto-Standard für die Bilanzierung. Sehr detailliert, besonders für Scope 3 (vor- und nachgelagerte Emissionen). Bietet selbst keine Zertifizierung, ist aber Grundlage für viele andere Standards. Ideal für komplexe Produktportfolios.
  • ISO 14064-1: Norm für den Corporate Carbon Footprint (CCF). Zertifizierbar, Scope 3 ist optional. Weniger detailliert als das GHG Protocol, aber kompatibel.
  • ISO 14067: Norm speziell für den Product Carbon Footprint (PCF). Zertifizierbar, betrachtet den vollständigen Lebenszyklus. Sehr präzise in der Definition von Systemgrenzen und Datenqualität, aber in der Umsetzung aufwendiger. Verlangt Nachweise aus der Lieferkette.

Ergänzende Leitlinien:

  • GRI 305: Rahmenwerk für die Berichterstattung in Nachhaltigkeitsreports, besonders für Investoren.
  • SBTi (Science Based Targets initiative): Legt fest, wie ambitioniert und wissenschaftsbasiert Reduktionsziele sein müssen.
  • VCMI: Bietet praktische Handlungsempfehlungen zur Reduktion von Scope-3-Emissionen.

Kostenfaktor Energie

Neben den Emissionen ist auch die Kostenperspektive entscheidend. Fossile Energien sind nicht nur schädlich bezüglich Emissionen, sondern auch mit erheblichen Preisrisiken verbunden. Politische Krisen, Kriege (z. B. Russland–Ukraine, Israel–Iran) oder Lieferstopps können Preise sprunghaft ansteigen lassen. Zudem profitieren fossile Energien bis heute von Subventionen, die perspektivisch abgebaut werden. Ab 2027 steigen außerdem die CO₂-Bepreisungen im Rahmen des Emissionshandels deutlich.


Vergleich der Gesamtkosten: Fossile vs. Erneuerbare Energien

Im Gegensatz dazu sind erneuerbare Energien wie Photovoltaik und Wind planbarer und langfristig deutlich günstiger. Ihre Kosten sinken kontinuierlich durch technologische Fortschritte und Skaleneffekte, während die CO₂-Kosten fossiler Energien weiter steigen.

Die folgende Grafik zeigt die gegenläufige Entwicklung von Preisentwicklung und CO₂e-Kosten im Vergleich: Während die Kosten für erneuerbare Energien Photovoltaik und Windenergie seit Jahren sinken, steigen die CO₂e-Kosten und Preisrisiken fossiler Energien kontinuierlich an.

Erklärung:

  • Fossile Energien bergen hohe CO₂e-Kosten und erhebliche Preisrisiken durch geopolitische Abhängigkeiten und die zu erwartende Bepreisung von CO₂-Emissionen.
  • Erneuerbare Energien sind hingegen preisstabil, planbar und verursachen nur sinkende Kosten. Die Investition in Klimaschutz ist damit nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch der sinnvollere Weg.

Zusatznutzen von Klimaschutzstrategien

Klimaschutzstrategien bieten neben der Emissionsreduktion zahlreiche weitere Vorteile:

  • Energieunabhängigkeit durch lokale erneuerbare Quellen
  • Kostensenkungen durch Energieeffizienz
  • Gesundheitliche Vorteile durch bessere Luftqualität
  • Innovations- und Wettbewerbsvorteile für Unternehmen
  • Mitarbeiterattraktivität, gesellschaftliche Akzeptanz

Fazit

Unternehmen, die Klimaschutz ernst nehmen, sichern nicht nur unsere ökologische Zukunft, sondern auch ihre ökonomische Stabilität. Der geschlossene Kohlenstoffkreislauf und die Standards für PCF und CCF bilden die Grundlage für wirksames Carbon Footprint Management.

Dieses und weitere Themen behandeln wir in unseren kostenlosen Austauschtreffen „Nachhaltigkeit in der unternehmerischen Praxis“. Beschreibung und Anmeldung unter:

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Quellen und weiterführende Links

Standards und Leitlinien

Energie und Klimadaten

Energiepreise und Wirtschaftsdaten


Kommentare

4 Antworten zu „Kohlenstoffzyklus verstehen: Der Schlüssel zum effektiven Carbon Footprint Management“

  1. Avatar von Burkhard Nienhusmeier
    Burkhard Nienhusmeier

    Vielen Dank, gute Zusammenfassung auch meines Wissens. Generelle Kritikpunkte für die nichts kannst:
    Durch die Berücksichtigung der jeweiligen vorgelagerten Produkte/Prozesse wird in Summe ein zumindest doppelter CO2 Wert ermittelt. Wenn auf Konzernebene berichtet wird und Inter Company + externe Kunden addiert werden kommt nur Unsinn heraus. Das klingt jetzt hoffentlich nicht zu zynisch, aber solange das Bevölkerungswachstum auf der Erde anhält (jährlich kommen ca. 83 Mio Personen = Summe von Deutschland) dazu, ist eine Kompensation im persönlichen Raum der entwickelten Länder möglich, aber ohne weltweiten Einfluss. Wir sollten unsere persönliche Energie in die Anpassung an den unabwendbaren Klimawandel investieren. Mehr Beschattung in Ballungsgebieten, z.B. durch Photovoltaik gedeckte Parkplätze vor Supermärkten usw.

    1. Vielen Dank für den hilfreichen Kommentar! Ja, die CO2-Werte muss man vorsichtig interpretieren. Deine genannten Vorschläge sind jedenfalls gut und es gibt viele Argumente für regenerative Energien und auch für die Klimaanpasung. Dazu wollte ich in nächster Zeit auch noch etwas schreiben.

  2. Avatar von Dr. Michael Scholz
    Dr. Michael Scholz

    Einfache und für jede*n verständliche Einführung. Bei der Gegenüberstellung fossil/erneuerbar müsste aber doch erwähnt werden, dass es – vor allem, wenn man auch die weiteren Anwendungen einbezieht (E-Mobilität) – hinsichtlich neuer und in steigendem Maße benötigter Rohstoffe („Seltene Erden“) geopolitisch erhebliche Risiken, Kostenschwankungen und auch versteckte Kosten (Biodiversitätsschäden durch Minen) gibt.

    1. Vielen Dank für den guten Hinweis! Die Abhängigkeit von Rohstoffen ist ein sehr wichtiges Thema. Geopolitische Risiken und versteckte Kosten gehen ja auch mit Lieferengpässen und Preisschwankungen einher. Im Grunde geht es meiner Ansicht nach darum, einerseits bei den genannen Rohstoffen eine geschlossene Recyclingkette zu etablieren und andererseits auf nachwachsende Rohstoffe umzustellen, wo immer es möglich ist.

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